1. Tag an Bord 22.12.2018

04/30

Ein hell leuchtender fast Vollmond, der unfassbare schöne Blick über die nächtliche See, mit der Spiegelung des Mondes und dem vollen Sternenhimmel, auf dem Wasser dazu dem plätschern der Wellen, fast schon zu kitschig.

Guten Morgen Nord Atlantik, ich bin wach, mein Blick schweift in die Ferne und was sehen meine weißen Waschbär Augen. In ca. 5 bis 10 Km Entfernung, fährt ein schwimmender Lampenverkäufer durch die Nacht, das Schiff ist so sehr beleuchtet, das kann nur ein Lampenladen sein…. Also hole ich mir mein Fernglas und schau es mir mal etwas genauer an. Beeindruckend wie hell diese Kreuzfahrer so durch die Nacht huschen und dabei frage ich mich, wenn man so viel Licht um sich hat, wie soll man denn dann den gerade so schönen und freien  Sternenhimmel sehen? Aber egal, dafür haben sie bestimmt ein Kino an Bord…

Guten Morgen Nord Atlantik, ich stehe mit einer Tasse Kaffee in der Hand an der Reling und schaue über die Weite, der Lampenladen verschwindet am Horizont und wir sind wieder unter uns. Von Backbord zieht die Dämmerung auf und es ist wärmer als ich es so früh am Morgen erwartet hätte, ich schätze mal 16°Cel.

8/100

An Steuerbord „ LAND IN SICHT!!!“   ….   Wir passieren  die Kanarischen Inseln, das erste was ich aus der Ferne erkennen kann ist der Vulkanberg von Lanzarote und dann die entfernten Schatten von Fuerteventura, danach haben keine Sicht mehr.

 

Ich versuche mal etwas zu senden, vielleicht klappt es ja …..

  1. Tag an Bord 21.12.2018 ca. 20° ruhige See, sonnig, wenig Wolken

10/100

Wir fahren irgendwo zwischen Madeira und Marokko und die Temperatur ist soweit gestiegen, dass mittlerer Weile viele Fenster und Türen, im Brückenturm, offen stehen. Von überall  klingt dezente Musik aus den Bullaugen und man läuft mit kurzen Hosen und T Shirt in den Tag. In der Waschküche steht man an den Waschmaschinen an, denn jeder möchte für Weihnachten seine Hemden sauber haben, aus der Küche kommen süßliche Gerüche von Gebäck den Niedergang empor geschlichen.

Die Mannschafft hat den 24. und 25.12.2018 frei, nur die Brücke ist mit wechselnder vier Stunden Wache besetzt.

Morgen vor den Feiertagen soll es um 10/100 noch einmal für alle eine Fire- and Abandon the Ship (Feuer- und Verlassen des Schiffs im Notfall) Übung geben. Da treten wir dann mit Überlebensanzug und Schwimmweste an, beides liegt griffbereit in meinem Schrank, also bin ich Startklar.

Die Mannschafft, besonders die jungen Kadetten mögen das nicht so, da der erste Offizier sich meist einzelne Kadetten rauspickt und dann Fragen stellt. Wie in der Schule eben, aber im Feuer-oder Notfall muss halt jeder wissen was zu tun ist, vor allem die Passagiere, schnell die Salami und den Rum gegriffen und ab ins Lifeboat.  😉

14/100

Nach dem ich meine Wäsche auf die von mir gespannte Leine gehangen habe, bin ich noch einmal in den Fitnessraum, und siehe da… es ist ein Matrose (Mechaniker) dabei die Sportgeräte zu reparieren. Vielleicht wird es ja doch noch etwas mit dem „Bauch, Beine, Po“. Dann zurück auf das Sonnendeck, gemütlich bei Kaffee und Keksen, mein Buch vor der Nase, toll einfach toll, … Was dann nicht so toll war… ich bin wieder mit meinem Buch vor der Brust eingeschlafen und habe mir ordentlich die Nase in der herrlichen Sonne verbrannt. „Der Junge lernt es nie“.  Ja, die frische Seeluft macht auch müde. Jetzt sehe ich ein wenig wie ein Waschbär aus, denn die Sonnenbrille hat weiße Augen und weiße Streifen hinterlassen, passend zu meinem Ringelpullover.

Zum Abend gab es eine Forelle mit ordentlichem Meerrettich, lecker….   Jedoch glaube ich, Gabi hatte Recht, denn mittlerer Weile kommen mir die Gräten schon aus dem Gesicht, vielleicht sollte ich mich zu Weihnachten doch mal wieder rasieren… Die Rasierklingen hatte ich mir vorsichtshalber schon in Porto besorgt. Ich denke das wird was.

18.Tag auf See 20.12.2018  ca. 18°Cel. ruhige See, Kurs fast 180° Süd, sonnig, wenig Wolken

 

Bei ganz leichtem Rollen des Schiffes habe ich erst einmal schön ausgeschlafen, zum Frühstück gab es Bockwurst, das fand ich etwas zu früh um mit so schwerer Kost den Tag zu beginnen, ging aber auch. Also auf in den Fitnessraum, an den guten Vorsätzen arbeiten, doch was soll ich sagen, der Stepper und das Fahrrad waren seit gestern defekt, OHH verdammt. Ein Laufband gibt es nicht, was soll man tun??? Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie enttäuscht ich war. Ho Ho.

Na dann aufs Sonnendeck, bei guten 20° fast den ganzen Tag gelesen und gedöst. Dann eben geistiges Training, ist ja auch sehr wichtig!!!

Nach dem Dinner war ich noch zum Sonnenuntergang oben bei Janusz auf der Brücke, es war eine herrliche und sehr beeindruckende Stimmung, mit dem Blick in den unendlichen Horizont, die Sonne versinkt im Meer, hinterlässt einen orange gefärbten Himmel, eine glitzernde weite allumfassende See, meine Gedanken schweifen im Universum der Farben und der Schönheit unserer Erde. Ein Moment zum Träumen…

Doch die Realität schnappt unsere Gedanken dann doch wieder auf den Boden der harten Welt zurück, wir reden über die von Plastik verseuchten Meere, die Zustände der Nord-Afrikanischen Staaten und die damit verbundenen Situationen im Mittelmeer, den Hilfsorganisationen die täglich flüchtende Menschen aus Seenot und aus dem Meer fischen. Muss das alles so sein? Es sind doch alles von Menschen gemachten Probleme, je mehr man davon hört und sieht, je mehr Menschen beginnen daran zu zweifeln, ob es nicht andere Wege gib. Und es wird immer schlimmer…

Janusz erzählte auch von der Ankündigung, das ab 2020 der Preis für Schweröl sich verdoppeln wird, dass sei wohl so beschlossen, man kann sich vorstellen was das dann mit den Preisen für Produkte die per Schiff versandt werden geschieht. Also legt alle schon mal einen Spargroschen bei Seite, falls ihr Appetit auf Ananas aus Costa Rica oder Steaks aus Argentinien habt.  Die Erde dreht sich langsam und langsam wird sie sich auch ändern, für viele Menschen nicht zum positiven, so fragen wir uns was geschehen muss um es für uns Bewohner alle Nationen auf dem Planeten erträglich zu machen. Es wird wohl noch sehr lange dauern bis auch der letzte verstanden hat, dass die Erde ein Raum-Schiff ist und alle die wir uns darauf befinden, sind die Crew und eine Crew hält auf jeden mir bekannten Schiff zusammen. So sollte es zumindest sein…

Gedanken versunken, mit dem leuchtenden Mund über dem glitzernden Meer und einer leichten Brise Meeresluft, habe ich noch eine Zigarette und ein Glas Wein auf dem Achterdeck genossen und mich der Stille und der Weite der See ergeben.

  1. Tag an Bord 19.12.2018 ca. 15° Cel. Kurs 270° West, viel Sonne, leichte Brise, wenig Welle

Das Wetter ist fast zu schön zum Auslaufen, aber jetzt um 11.30h lokal Time geht’s los. Der Motor brummt und wir verlassen den Hafen von Leixoes. Raus auf die See und 270° Kurs West. Bei einem Gespräch mit Janusz kam mir zu Ohren, dass wir so gegen den 04.01.2019 in Walvis Bay sind und mit Glück am 10. oder 11.01.2019 in Cape Town einlaufen. Also alles etwas später als gedacht. Jetzt aber erst einmal Bilder sortieren und später ein kleines Nickerchen auf dem Sonnendeck.

Der Kurs erst West, dann Süd liegt an, die See beruhigt sich, zwar hat es noch lange und auch hohe Wellen aber alles nicht mehr so heftig wie in den letzten Tagen. Innerliche Ruhe macht sich breit und ich falle in einen gewissen Faulheitsmodus, witzig ist,  dass es Will, wie er mir beim Dinner erzählte, genauso ging. Ich denke auch die gesamte Mannschafft freut sich auf die Fahrt gen Süden, denn es wird jetzt von Tag zu Tag wärmer und in den Häfen von Afrika ist alles etwas langsamer und damit Stressfreier.

Den Rest des Abends, habe ich dann die Füße hochgelegt, die Wanderungen von gestern haben gereicht, es tat gut mal wieder faul zu sein…

 

 

5 Kommentare

  1. 22.12.18
    Hallo Mike,
    toll wieder von Dir zu lesen. Die Schiffs-Standortübertragung war seit der Position nordwestlich von Lissabon unterbrochen. Wir dachten schon an einen Maschinenausfall.
    Erst heute ist die Position östlich von Gran Canaria wieder zu sehen. Wir bedauern natürlich auch sehr,daß die Fitnisgeräte defekt sind. Es gibt anscheinend einen Dir wohlgesonnenen Klabautermann an Bord.
    Bzgl. Lampenladen kann man nur sagen, auch Honeckers Lampenladen wurde abgerissen.
    Weiterhin viel Spaß!
    Goskau. Thomas

  2. Hallo lieber Mike,
    ich frage mich die ganze Zeit wozu den grünen Schwimmring mit der roten Fliege in deinem Zimmer am Kopf bereit hältst? Es wird ja sicher einen Grund haben und du wirst ihn von einer lieben Seele bekommen haben.
    Weiter gute Fahrt und ruhige, besinnliche Weihnacht
    Helga und Winfried

  3. Lieber Mike, ich wünsche Dir ein frohes Weihnachtsfest und weiterhin eine tolle Zeit bei Deiner entschleunigten Form des Reisens! Herzliche Grüße aus Berlin, Dein Marcus

  4. Hey ho Mike, wir sitzen hier nach dem Rackelette papsatt am Tisch und denken an Dich. Vesselfinder zeigt, dass Du gerade an Dakar vorbeigekommen bist und wir sind uns sicher, das Du Deine Weihnachten „unter Volldampf“ ebenso genießen kannst. Wir wünschen Dir weiterhin eine tolle Zeit und freuen uns über jeden Deiner Berichte. Erholsame Weihnachten und immer eine handbreit Wasser unterm Kiel wünschen Dir aus Berlin, Sven und Andrea

  5. Hi Mike,
    es ist soweit: Das Jahr 2018 geht zu Ende und Du feierst das laut Vesselfinder gerade mit der Äquator-Überquerung. Besser kanns ja kaum passen…!!! Also hoch die Tassen… Und nicht vergessen: Wenn sie Dich zur Feier des Tages mit „Kielholen“ überraschen, immer schön Luft anhalten 😉
    Wir wünschen Dir ein tolles Jahr 2019 und denken viel an Dich!
    Sei lieb gedrückt zum Jahreswechsel von Sven und Andrea aus Berlin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert