Montag 18.02.2019 23°Cel. Hobart Tasmanien
Mein Plan ist die tasmanische Insel alleine und entgegen dem Uhrzeigersinn zu umrunden, auch zu durchqueren, auf der Suche nach den besonderen Orten!
Nun ging es endlich los, der Wagen war gepackt, der Tank war voll und den Rest holte ich mir unterwegs…
Die Nächte habe ich meist auf freien (wilden)Campingplätzen oder auch auf bewirtschafteten Caravan Parks mit Duschen, Toiletten und Laundry verbracht, Verpflegung aus dem Supermarkt und kochen auf meinem kleinen Gaskocher. Herrlich, wie auf dem Schiff nur mit Rädern…
Das erste Ziel war Port Arthur, mit der geschichtlich dunkelsten Seite von Tassie. Port Arthur ist auf der Tasman Peninsula- Halbinsel im Süd-Osten von Tassie und war in den Jahren um 1800 das Männer Auffanggefängnis der Kriminellen die aus England kamen und für Wiederholungstäter aus Australien. Darunter auch viele Jungs von 5 bis 15 Jahren die einfach mal einen Silberlöffel geklaut haben, es muss eine schlimme Zeit gewesen sein. Jedenfalls hat mich die teils geführte Tour, mit einem Schiff und viel zu Fuß, sehr beeindruckt. Es ist ein sehr sehr großes Gelände, von dem kaum ein entkommen ist. Dann im April 1996 richtete ein wahnsinniger ein Massaker in Port Arthur an, wobei 35 Menschen, -Touristen, Mitarbeiter und Sicherheitskräfte erschossen wurden. Der Täter Martin Bryant wurde gefasst und sitzt heute im Gefängnis. Ein wirklich dunkler Ort von Tassie. Heute ist Port Arthur eine Museumsinsel mit einem ganz besonderen Flair….
Weiter Richtung Norden ging es dann nach Triabunna gegenüber von Maria Island, von Triabunna gibt es eine Tagesfähre bei der man selber entscheidet welche Fähre man zurück nimmt. Man könnte also auch ein paar Tage auf Maria Island bleiben. Ich habe mich für einen Tages Trip entschieden und bin morgens mit der ersten Fähre rüber. Maria Island ist schon recht groß und bietet lange Wanderstrecken an, also habe ich mal eine mittlere Strecke gewählt die mich auf den Bishop & Clerk brachte, wieder etwas für stramme Waden, es geht schon ganz schön hoch hinauf, mit traumhaften Ausblicken an den Viewpoints über die Insel und das Meer. Hier auf der Insel habe ich zum erstmal etwas größere Kängurus gesehen, die flitzen hier aber eh überall rum ;-)) am Ende waren es dann wieder 16 KM zu Fuß, dann die 17.00h Fähre zurück, da hatte ich mir ein Bier und einen Pott Nudeln verdient…
Freitag den 22.02.2019 bin ich in Coles Bay gelandet, einem Caravan Park mit Laundry, also mit Waschmaschine, das war dann auch nötig, hier fand an dem Wochenende der Coles Bay Half statt, das ist der halbe Ironman Contest. Also jede Menge zum Zuschauen und wunderschön zum Baden.
Weiter die Ostküste hoch, über Bicheno, Scamander, nach St. Helens und weiter nach Binalong Bay bis St. Helens und Cosy Corner. Traumhafte kilometerlange, menschenleere Strände reihen sich hier aneinander und genau hier hört dann auch der Weg für die Touristen auf, die mit dem Leihcaravan oder Leihwagen unterwegs sind, denn ab hier weiter Richtung Norden gibt es nur noch Gravelroad also Schotterstraße, die für die Leihwagenmieter leider, oder zum Glück verboten sind, denn hier fängt das kleine Abenteuer erst richtig an.
Mein Ziel ist Musselroe Bay, die Nordspitze vom Mount William Nationalpark, das heißt, da gibt es nichts mehr, also kein Funknetz, kein Strom, keine Caravan Parks und schon Garnichts mehr zum Einkaufen. Nur die Natur und Du… Yeaha… das heißt Proviant shoppen in St. Helens: reichlich Wasser, Bier, Wein, Tabak, Eier, Brot, Butter, Kekse, Salami, etc. vor allem den Tank randvoll, na und was man so braucht um ein paar Tage auf Tour zu sein… UND LOS…
Mein erster Stopp, nach langer Schotterstrecke, war dann am Strand von Policemans Point an der Ansons Bay, eine unbeschreiblich schöne menschenleere Lagune die mit der Flut das Seewasser in die Lagune drück und mit der Ebbe die Fische gefangen lässt. Hier kann man mit den Händen die Fische fangen… wenn man schnell ist ha ha … Die Pelikane die hier auf Beutezug gingen, waren da geschickter als ich. Also, es gab an dem Abend jedenfalls keinen Fisch… Hier waren es dann auch um die 30 bis 34°Cel. der Sprung ins Wasser war die Erfrischung schlecht hin, jedoch ist das baden hier nicht ungefährlich, schon im flachen Wasser merkt man sehr schnell wie stark hier die Strömung einen rauszieht, aber baden bei Ebbe in der Lagune, ein Traum.
Am nächsten Tag dann über Eddystone Light House weiter zum Top Camp Musselroe Bay, ungefähr 70 Kilometer weiter nördlich über Gravelroad, durch Busches and Fields, eben Stock und Stein, schon die Fahrt war ein Erlebnis der besonderen Art. An manchen Stellen fährt man im ersten Gang durch Löcher von einer Größe, das sich da eine Kuh rein legen könnte, ohne dass der Kopf rausguckt ;-))
Nachmittags am Top Camp dann, hab ich es mir am Strand schön eingerichtet, mein Auto so gestellt, dass ich den Ozean beim Einschlafen und beim Aufwachen sehe, mit offener Hecktür kam der feine Spray der See über und die Luft schmeckte salzig. Strand zur Rechten und zur Linken, soweit das Auge reicht, allein…. Alles nur für mich… es ist ein magische Gefühl was mich immer wieder durch zog, Tagelang keine Menschenseele, keine Flugzeugstreifen am Himmel, kein Nichts… nur die reine Natur, die Wallabys, Vögel vieler Couleur, vor allem Möwen, aber keine Moskitos, die leichte Brise vom Meer und das Gefühl der einzige Mensch auf dem Planeten zu sein. Es hatte etwas von Robinson Crusoe, nicht mal ein Schiff oder Boot war zu sehen, einfach nichts, was hätte auf Zivilisation schließen lassen. Für mich ein ganz besonderer Ort und ein mehr als besonderes Gefühl, welches mich mit dem Leben und der Natur verbindet.
Ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll, es war für mich so überwältigend schön und hat mir so viel gegeben das ich Tränen in den Augen hatte als ich diesen Ort verließ. Es hat mich so berührt und zugleich bedrückt wieder zu den Menschen mit all ihren Regeln zu gehen… Ich glaube es war die Freiheit, ich bin mir sicher so fühlt sich die Freiheit an.
Von der Nord-Ostküste führte mich mein Weg dann weiter in eine bergige Gegend nach Derby, wo sich die Mountainbiker Szene trifft, ein recht idyllisches Örtchen in den Bergen. Hier haben einige Künstler einen riesigen Fisch auf eine Felswand gemalt, so dass man den Fisch kilometerweit bei Tageslicht sehen kann. Einfach nur extrem cool, ich frage mich wie sie das nur hinbekommen haben? So hoch an der Felswand, dass ging bestimmt nur mir reichlich Abseil-Arbeit. Toll einfach toll. Weiter dann nach Scottsdale, da war dann mal wieder ein Haircut dran, den gab es dann mit abschließender Nackenmassage, die Frisöse sagte „das gibt es hier immer inclusive, dann kommen die Kunden gerne wieder“ , das glaube ich gerne, es tat auch soo gut…
Weiter über Bridport nach George Town und Low Head wo ich mir in einem Caravan Park mal eine Cabine mit Dusche und ein richtiges Bett gegönnt habe. Hier steht der älteste Leuchtturm von Tassie und in George Town das Bass &Flinders Museum über die Seefahrer-Geschichte von Tasmanien. Sehr sehenswert…
Weil ich die letzten Tage die Einsamkeit genossen habe und darüber den Tag vergessen habe wollte ich dann mal ein paar mehr Kilometer fahren, da die Nordküste etwas mehr mit Menschen und Industrie belastet ist, habe ich dann mal einen größeren Schlag gemacht und bin von Low Head durch Launceston und Deloraine weiter nach Devonport. In Devonport legt die „Spirit of Tasmania“ an und ab nach Melbourne. Mit der „Spirit of Tasmania“ fährt man, wenn man mit dem Auto nach Tasmanien oder entgegengesetzt zum Festland Australiens fahren will. Es gibt jeweils eine Überfahrt des Nachts und eine bei Tag. Die Überfahrt dauert ca. acht Stunden, je nach See und Wetter.
Also weiter durch Burnie und Wynyard bis Stanley ein historisches kleines Städtchen aus dem 18-19 Jahrhundert. Man fühlt sich teilweise in das Jahr 1850 versetzt, es ist alles wunderschön restauriert und gut erhalten. Stanley liegt am Fuße des „Nut“ ein kleiner Berg, der dem südafrikanischen Tafelberg verdammt ähnlich ist, nur eben viel kleiner. „The Nut“ eben…
Hier durfte es dann auch mal das Stanley Hotel von 1847, mit WIFI, Dusche und Toi im Zimmer sein. Ich glaube das Stanley Hotel ist das nördlichste Hotel von Tasmanien. Nach all dem Campingessen hatte ich auch wieder mal das Bedürfnis ein richtiges Restaurant für mein Dinner aufzusuchen. Mit dem Erfolg einen Tisch im 15 Meter entfernten Restaurant „Xanders“ zu bekommen, hier habe ich mir ein halbes Dutzend frische Austern und einen halben Lobster, samt einer Flasche leckeren Tasmanischen Wein in den kulinarisch unterversorgten kleinen Bauch einverleibt. Was für ein Hochgenuss, danach bin ich satt, zufrieden und grinsend in meinem Zimmer mit Meerblick eingeschlafen…
Nun ja, die Schlemmerei musste ja auch wieder abgearbeitet werden, also ging es dann am nächsten Tag auf „The Nut“. Ein toller Blick über die Halbinsel und das Meer, sowie über den großen Pinguin Beach, wo natürlich wieder keine Pinguine zu sehen waren. Es gibt einige Pinguin Strände in Tassie, aber jedes Mal wenn ich mit der Kamera bewaffnet an den Pinguin Spot komme, sind sie im Meer zum Fischen oder versteckt im Irgendwo. Ich würde mal sagen, Anglerpech…
Jetzt ging es weiter, ein weiterer spannender Teil meiner Tassie-Rundfahrt, denn die Strecke die ich jetzt vor hatte haben auch nicht so viele Tasmanen gefahren. Zum Tanken über Smithton nach Marrawah und mit vollen Tank und Proviant die West-Küstenstraße bis zum Abzweig der C249 durch die Berge Richtung Süden. Die C249 ist eine reine Gravelroad mit Warnschilder am Anfang, das man gut ausgerüstete sein sollte um die Strecke zu fahren, auch sind die Schilder hier nicht mehr in Kilometern bezeichnet sondern die Strecken werden hier in Stunden-Fahrzeit angegeben, mit denen man zu rechnen hat. Also bei Wettereinfluss kann das alles etwas schwieriger werden. Nun, die Wettervorhersage war gut, wir hatten ca. 30°Cel. trotzdem habe ich für meine kalkulierten fünf Stunden dann doch sieben Stunden bis zum Tagesziel gebraucht. Ich denke mal, dass es auch daran lag, dass ich des Öfteren angehalten habe um Fotos zu machen und die faszinierende Natur zu genießen.
Um euch mal ein Verhältnis zu geben, laut Karte hat die Strecke von Marrawah über Balfour bis Corinna nur 110 Kilometer und hat mit kleinen Pausen drei einhalb Stunden gedauert. Es ist schon eine heiße Strecke, ich denke geübte Offroader aus Deutschland hätten hier ihre helle Freude. Die Schotterstrecke durch die Berge hat so steile Serpentinen und Hänge dass ich öfter den Allrad eingestellt habe und trotzdem teilweise nur mit 3 bis 5 Km/h vorwärts kam, dabei rechts die Wand und links den Abgrund. Das war nichts für schwache Gemüter und schon gar nicht auf dem Beifahrersitz, denn der ist ja hier links mit dem besten Blick in den Abhang…
In Corinna bei 32°Cel. angekommen gab es erst mal eine eiskalte Coca Cola mit viel Eis, das hat gezischt, ich sag euch richtig gezischt… Corinna ist ein Ort am Pieman River, es gibt ein Haupthaus mit Rezeption, ein paar Hütten die man mieten kann, einen Campground, ein Kanuverleih und eine kleine Fähre auf die genau ein großes Auto passt. Die Fähre muss man allerdings nehmen wenn man weiter nach Süden will, ansonsten wieder zurück durch die Berge Ho Ho. Die Fähre wurde in den 1830gern von Flößern erstmals betrieben und ist seit dem in familiärer Hand, Mitten im Busch, ich würde mal sagen ein traumhaftes Monopol.
Auf der anderen Seite angekommen, war es dann nicht mehr so steil, zwar auch noch Schotterstrecke, aber nach zwei Stunden war ich schon über Zeehan in Strahan, wo ich das Wochenende zu bleiben, geplant hatte. Hier gab es dann auch noch, trotz der späten Anreise, eine Cabine für mich.
Strahan ist bekannt für die Holzverarbeitung unter anderem, von dem berühmten Huon Pine Wood, welches durch seinen hohen eigen- Öl Anteil, selbst nach zwanzig Jahren im Salzwasser nicht vergammelt. Eins der teuersten Hölzer der Welt, welches nur in Tasmanien wächst. Diese Bäume werden hier tausende von Jahren alt und blühen immer noch. Der Huon Pine wächst im Jahr nur einen Millimeter im Stamm, ich habe hier von Wanderführern Bäume gezeigt bekommen, die zu Christus Zeiten schon standen und immer noch Blühte tragen. Unfassbar aber wahr!!! Any way, die Natur und Vegetation in Tassie ist ohnehin so etwas von faszinierend und unbeschreiblich unberührt, das ich die strengen Wald-Regeln die es hier auf der Insel gibt, absolut verstehe.
Von Strahan aus, habe ich dann am nächsten Morgen eine Bootstour mit kleinem Abstecher auf den Southern Ocean, vorbei an Offshore Fischzuchtanlagen, in den Gordon River gemacht. Dort gab es eine kleine Anlegestelle und eine Wanderung in den, so genannten, kalten Regenwald, eben da wo the Huon Pine, the Leatherwood, Pandani, River Gum und vieles mehr im Urzustand wachsen. Schon toll, die geführte Tour war mir eine Bereicherung und hat Spaß gemacht.
Abends war ich noch im Open Air Theater, es gab „The Ship what never was“ Oh man, trotz meines nicht so gutem Englisch, habe ich viel Gelacht und eine Menge Spaß gehabt. Nun am Sonntag dann, war an ausschlafen auch nicht zu denken, hatte ich mir doch ein Ticket für die Wildeness Railroad geholt und die fuhr um 9.00h in Strahan ab.
Gezogen von einer alten Öl betriebenen Lok, im top restaurierten Wagon von 1828 ging es im Schneckentempo durch den Regenwald, über Holzbrücken von anno Knipp mit dem Blick über Flüsse und Wälder, wie vor zweihundert Jahren. Auf einem der Stopps zum Wasser-nachtanken hatte ich ein Gespräch mit dem Lokführer, dem ich erzählte das ich gerade aus Südafrika komme, woraufhin er mich als Passagier einlud in der Lok mitzufahren, um mit mir über Südafrika zu schnacken, da er 14 Jahre nördlich von Cape Town gelebt hat und dort eine alte Lok von 1802 gefahren hat. Na, diese Einladung konnte ich natürlich nicht abschlagen und kam in den Genuss die Lok auch mal selbst zu fahren. Hui, was für ein Spaß und außergewöhnliches Erlebnis. Er hat mir dann auch einen Gruß für Norman in Südafrika, in meine GOPRO, auf afrikaans gesprochen. Klasse…
Hinterher habe ich etwas nach Altöl und Rauch gestunken, aber das war es alle male Wert. Einfach nur super Klasse…
Montag, weiter über Queen Town, eine alte Miner Town mit einem tollem Bergbau Museum, weiter zu den Nelson Falls (Wasserfällen) und weiter über Derwent Bridge nach Tarraleha, dort gab es noch einen schönen Campground obwohl ich wieder verdammt spät dran war. Tarraleha ist ein kleines Dorf was ausschließlich von Wasserkraft mit Strom versorgt wird. Es liegt zwischen zwei Bergen und das Wasser der Berge wird auf beiden Seiten gestaut, durch Turbinen geschleust und liefert mehr Strom als zurzeit gebraucht wird. Überhaupt sind die Leute da alle sehr Ökologisch angehaucht, na ja mein Eindruck eben… Jedenfalls habe ich dort gehört, dass am kommenden Wochenende auf Bruny Island ein Festival of Good Spirit stattfinden soll. Damit war aber nicht der hiesige Schnaps gemeint, sondern der gute und positive Geist und Sinn des positiven Lebens.
Am Dienstagmorgen dem 05.03.2019 war ich dann doch so früh wach das ich schon um 8.00h los gefahren bin, durch Hamilton und vorbei an Hobart und Kingston durch Margate weiter Richtung Süden nach Kettering, von wo aus die Fähre nach Bruny Island geht. Dort war ich dann um 15.00h gerade richtig für die nächste Fähre. Einen geplanten Schlafplatz hatte ich nicht und die Information das die Insel so gut wie ausgebucht ist, wegen dem bevorstehendem Festival machte mir erstmal keine Sorgen, denn zu Not geht’s wieder an irgend eine Beach und Füße hoch. ;-))
Hey, es ist schön dass es dir gut geht ? liebe Grüße Ragna