1. Tag an Bord 24°Cel. es wird kühler an der Skelette Coast leichte Welle etwas bewölkt

vormittags

im Laufe der Tage habe ich öfter mit Will über seine Reise-Erfahrungen gesprochen, er ist jetzt schon zweieinhalb mal, als Backpacker, um den Erdball gezogen, da hat er viel erlebt und ich habe heute einige Reisetipps von ihm erhalten, viele Fragen gestellt und mir Notizen gemacht. Es ist sehr beeindruckend und interessant ihm zuzuhören. Seine Berichte beziehen sich nicht nur auf die Länder und die Vegetation, oder die Art zu reisen, sondern auch auf die jeweilige politische Situation, die Vergangenheit des Landes, die Lebensverhältnisse und das Verhalten der Menschen. Man könnte fast sagen, er ist wie ein wandelndes zeitgenössisches Lexikon der Erde. Es hatte etwas von einer Lehrstunde beim Professor und hat viel Spaß gemacht.

20/100

Den ganzen Tag hat sich das Wetter, zwar grau in grau, bei guten 25°Cel. gehalten aber jetzt bei Sonnenuntergang, sieht es verdammt nach einer Schlechtwetterfront vor uns aus. Auch die Wellen sind im Laufe des Nachmittags wieder auf gute zwei Meter Höhe plus gestiegen. Es könnte eine ungemütliche Nacht werden…

  1. Tag an Bord 31.12.2018 24°Cel. Silvester Sonne-Wolkenmix leichte Welle wenig Wind

08/100

Die Nacht war, entgegen meiner Erwartung, ruhig, kein Unwetter und kein Sturm. Auf dem Wetterradar konnte man das Unwetter wohl weiterziehen sehen.

Beim Frühstück habe ich etwas länger mit Janusz gesprochen, anfangs ging es um die auf 20.00h angesetzte abendliche Silvesterfeier/ BBQ an Deck, bei dem die gesamte Mannschafft anwesend ist, einige der Crewmitglieder sind wohl nicht so begeistert mit dem Kapitän ( der sich wahrscheinlich wieder nach einer halben bis einer Std. zurückzieht) und den Offizieren zu feiern und wären lieber unter sich, was ich durchaus (aus eigener Erfahrung von Weihnachten) nachvollziehen kann. Da man, mentalitäts bedingt, im Kreis der Crew anders feiert als bei den Offizieren. Heute gibt es dann im offiziellen Teil eine Äquatortaufe für drei Kadetten, Will und mich, später werden wir sehen, wie es weiter geht.

Danach ging es um ein anderes Thema, in dem er mich bat, keine Fotos auf der Feier zu machen, da man vermeiden möchte, unangenehme Situationen auf Facebook oder im Netz wieder zu finden. Es gab da wohl mal einen Passagier in der Vergangenheit der sehr offen, mit Fotos bedachte Berichte über das hiesige Bordleben veröffentlichte und diese Berichte sind dann bei der Schiffs- Company gelandet, was wohl nicht so toll für alle Beteiligten ausging…  Nachvollziehbar, oder?

Ja wie man es nimmt, mit dem Internetz, ist die Welt auch ein Stückweit zur Glaskugel geworden, was nicht immer so schön ist…

Daher vielleicht, aus der Erfahrung der Vergangenheit heraus, die sehr zurückhaltende Weihnachtsfeier in der Offiziersmesse, wobei es doch mit einigen Worten vom Kapitän auch hätte anders laufen können. Na ja, es war wie es war. Aus meinem Verständnis und mit meinen Beobachtungen erklären sich für mich nun auch einige Verhaltensweisen und Zurückhaltungen einiger Crewmitglieder uns Passagieren gegenüber, was meinem Spaß an Bord und dem Verhältnis zu anderen, aber in keinster Weise beeinträchtigt. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen… Ich denke – guten Rutsch…  für alle…

14/100

Der Himmel über uns ist wieder auf gerissen, fast Wolkenfrei, wir haben ca. 27°Cel, nur in der Ferne ein Wolkenband von Zirruswolken, es wäre doch zu schön, wenn sich das warme Wetter über die Silvester-Nacht  hält. Ich denke über einen Mittagschlaf und eine darauf folgende Rasur nach, damit ich frisch rasiert ins neue Jahr starte, dazu eine Tasse Kaffee, eine Tüte süße Zimtsterne und Schokoladen-Lebkuchen-Herzen um mir den Jahreswechsel und das neue Jahr zu versüßen. Mist… die Marzipankugeln sind fast alle…

19/100

Beim Rasieren schießt mir ein Gedanke durch den Kopf, draußen ist es noch mindestens zwei Stunden sonnig und hell, während Berlin schon seit zwei Stunden von der Dunkelheit befallen ist, ein merkwürdiger Gedanke der mich in diesem Moment beschäftigt, mit den Bewusstsein belegt, wie die Welt in derselben Minute verschieden ist. Aber jetzt kann es frischrasiert in den Abend gehen…

20/100

Auf dem Poop Deck direkt im Heck mit Blick auf den Ozean, ist der Grill und eine lange schön dekorierte Tafel aufgebaut, auf den großen Klampen Blöcken die wie Stehtische anmuten sind die Getränke platziert. Will und ich haben für diesen Abend vier Kisten Bier spendiert, um uns auf diese Art bei allen Mal erkenntlich zu zeigen. Die Matrosen haben schon ein Grinsen in den Augen und ein Bier in der Hand, weil es ja gleich an die Äquatortaufe geht. Nach dem sich alle eingefunden haben, auch der Kapitän war mit von der Partie, ging es auch gleich an die Zeremonie, die drei jungen Kadetten, Will und ich hatten anzutreten um uns unserer Taufe zu unterziehen.

Als erstes waren die Kadetten dran, es galt ein Teigröllchen zu essen, welches natürlich extrem, mit einer roten Paste versehen, scharf auf der Zunge und im Hals brannte, danach musste man einen Becher, undefinierbarerer Flüssigkeit trinken, was bei mir, beim Trinken, einen leichten Würgereiz hervor rief, aber ok, da muss man jetzt durch.

Am Fuß wurde ein ca. 15Kilo schwerer Bastfender, aus alten Tagen, mit einem Tampen befestigt und dann mussten wir einmal auf dem Poop Deck eine runde um die Tafel und diverser Festmacherblöcke bestreiten. Wieder angekommen, stand dann vor einem, ein Holzblock auf den wir uns bäuchlings drauf zu legen hatten. Mit hölzernen Ruderpaddeln gab es dann ca. fünf mittel feste Schläge auf den Allerwertesten. Es hat schon etwas gezeckt… Die Prüfung war bestanden, vom ersten Offizier Janusz, gab es einige anerkennende Worte wie, „ Du hast eine lange Zeit auf See deinen Mann gestanden, den Äquator als Seemann überschritten und bist somit für uns ein Seewolf“.  HO HO   Ein kleines Zertifikat mit einem netten Spruch, den Daten und der Unterschrift vom Kapitän, wurde mir überreicht und ich war getauft.

Es wurde festlich gespeist, die Tafel und der Grill waren satt und lecker bestückt, der schöne Blick auf die im Meer untergehende Sonne, das rollen des Schiffes und das Rauschen der Wellen, waren eine fantastische Kulisse für unseren letzten Abend in 2018. Um 00/100 gab es für alle, im Officer-Room, ein Glas klebrigen Sekt dabei haben wir uns allen viel Glück gewünscht und auf das neue Jahr angestoßen. Es ging dann noch mit den traditionellen polnischen Getränken bis in die frühen Morgenstunden weiter, wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt…     ein Prost, auf ein frohes neues Jahr.

Wie schon erwähnt,

noch ein kleiner Wehrmutstropfen zum Ende des Tages, den ich Euch noch einschenken muss. Es gibt hier eine goldene Regel an Bord, welche besagt: Was auf dem Schiff passiert, bleibt auf dem Schiff.  Was so viel bedeutet, wie keine Fotos während irgendwelcher Feierlichkeiten an Bord. Ich denke, Ihr versteht alle wie das zu verstehen ist. Jedoch habe ich trotz aller Regeln,  eine Drehgenehmigung für die Äquatortaufe bekommen, somit gibt es von dem Abend genau nur diesen einen Film, den ich Euch gerne, wenn ich wieder in Europa bin zeigen möchte.

Als dann, Euch allen von ganzem Herzen EIN WUNDERVOLLES NEUES JAHR,

Euer Mike

 

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