- Tag 2.0 an Bord 22.12.2018 21°Cel. leichte Welle, klare Sicht und viel Sonne
8/100
Ha, Land in Sicht ja, aber weit gefehlt, es war nicht Lanzarote, was ich da im Auge hatte, wir hatten Gran Canaria an unserer Steuerbordseite. So führte uns also unsere Route zwischen den Inseln durch und nicht zwischen Afrika und Canaris Islands. Wie ähnlich doch die Inseln aus der Ferne ausschauen.
10/20
Alarm!!! Alarm!!! Groß Alarm auf dem Schiff, alle Mann mit Schwimmweste, Überlebensanzug und Helm an Deck. Hop Hop Hop….
Zum Glück war diese Übung ja schon angekündigt, von daher lief alles wie im sonntags Tempo… Kein Wunder, bei sommerlichen Temperaturen und um 10.20h war ja alles halbwegs wach. Also alle Mann mit Schwimmweste, Helm und Überlebensanzug unter dem Arm angetreten. Dann mussten zwei aus der Mannschafft innerhalb von zwei Minuten in den Überlebensanzug schlüpfen, die Zeit wurde gestoppt. Top die Watte quillt… das lief ja schon mal gut und nun alle ins Lifeboat und anschnallen, dafür waren, glaube ich vier Minuten veranschlagt. Da Will und ich diese Übung schon vor ein paar Tagen hinter uns gebracht hatten, konnten wir uns das Schauspiel aus der ersten Reihe anschauen. Danach hatte die Mannschafft noch eine Feuerübung, von der wir aber gänzlich befreit waren, so dass wir den Helm und die Schwimmweste nebst Überlebensanzug wieder ablegen und griffbereit verstauen konnten. Somit, Endspannung bis zum Mittagessen…
Unser Telefonfunkkontakt, in der Nähe der Insel, war nur von kurzer Dauer, aber ich hoffe es hat mit der Übertragung meiner Einträge noch geklappt.
Wir hatten den ganzen Tag schon einen wolkenfreien Himmel und der Nachmittag verlief dann etwas ruhiger, so bin ich gegen 13.00 Uhr mit Will im Schlepptau mal wieder mit der Kamera rund ums Schiff und habe ein paar Impressionen vom Cargo Shipping eingefangen. Es sind ein paar schöne Schnappschüsse dabei entstanden.
Es wird wärmer…
- Tag an Bord 23.12.2018 28° Cel. leichte Welle und wenig Wind
Die ganze Nacht stand die Luken Tür auf meinem Deck D zum Sonnendeck offen, die Temperaturen sind auch nachts schon schön mild, doch mit den offenen Türen und Fenstern hat sich über Nacht etwas im Schiff verändert….
Irgendwie ist die Welt heute unwirklich… nicht real… verschwommen…
Es ist diesig, doch windig, die Sonne scheint, doch sie ist nicht zu sehen, der ganze Himmel ist eine einzige orangene, aber nicht wirkliche große Wolke und das Meer welches ruhig erscheint, verschwindet vor uns im unendlichem Dunst in der Ferne. Es ist warm aber nicht wohlig und im Schiff ist es kälter als draußen als wäre Väterchen Frost, oder ein Geist des kalten Nordens über Nacht ins Schiff geschlichen. Man sieht kaum Wellen, doch ungewöhnlich heftig schaukelt unsere schwimmende Insel seinen Weg in einen nicht zu erkennenden Horizont. Auch in der Offiziersmesse ist um 08.05h der Weihnachtsbaum, mit seinem schönen roten Stern oben auf, einfach umgekippt, die Wellen oder ein Zeichen???
Das Schiff wabert ungewöhnlich still rollend durch die See und über uns kreist eine Population von Albatrossen die uns seit heute Morgen begleitet. Sind es Boten, die uns warnen wollen? Es hat etwas von Geisterstimmung oder ist es ein Fluch, der in der Nacht über uns gekommen sein könnte, der hier bei Tag sein Werk verrichten will.
Obwohl ich wirklich gut ausgeschlafen habe, bin ich heute Vormittag dösig, verwunschen, alles erscheint so verschleiert, als ob ich kurz vor dem Einschlafen wäre und meine Motivation ist auch nirgends zu finden, ich habe schon überall gesucht.
Die unwirkliche Welt da draußen schleicht sich durch die Luken und Bullaugen in die Kammern und Kojen unseres Schiffes. Vielleicht ist es ja der Heilige Geist der Christenheit, der unser Schiff umschließt, oder Odins Mächte des Himmels und der Winde, auch Allahs Mächte der Verdammnis könnten hier am Werk sein. Selbst in meiner Kammer macht sich ein diesiger Dunst breit, beim Betrachten der aufsteigenden Wolken, die mich umschließen, geht mir ein Schauer über den Rücken… ein heißer, nasser Schauer… ich bin duschen…
Später habe ich erfahren und natürlich auch selber erkannt, dass es sich bei dem Dunst der hier kilometerweit herum wabert, um Sahra Staub handelt der sich auch im Laufe des ganzen Tages und der Nacht auf dem gesamten Schiff verteilt hat. Alles hat einen orange- ockerfarbenen Schleier bekommen. Überall auf dem Schiff schimmert es leicht rötlich. Jetzt wäre eine starker Schauer hilfreich um das Schiff wieder zu reinigen, der aber in dieser Gegend aus bleiben wird. Auch mit stärkerem Wind ist hier nicht zu rechnen, da wir uns auf dem Weg zu den Doldrums (Wind leere Zone) befinden. Wenn es nun die Natur nicht richtet, wird die Mannschafft wahrscheinlich irgendwann mal mit einem Wasserschlauch das Schiff, Deck für Deck ablöschen und vom Staub befreien müssen.
Es wird wärmer, draußen sind es jetzt schon 28°Cel. und im Schiff 25°Cel. zum Glück hat das Schiff eine Zentrale-Klimaanlage, die jeden Raum mit kühler Luft versorgt. Ein rauschendes Ungetüm welches sich nicht abschalten lässt, aber für etwas Kühle sorgt.